Unsere Haushalte werden immer digitaler. Smarte Geräte halten Einzug in unser Zuhause und nehmen uns an vielen Stellen die Arbeit ab. Dennoch gibt es nach wie vor Fragen zu intelligenten, vernetzten Haushalten. Wir haben mit Hoang Richter, dem Projektmanager für Künstliche Intelligenz und Verantwortlichen der Serie 8 Backöfen mit Künstlicher Intelligenz von Bosch gesprochen.

Wie wird «Künstliche Intelligenz (KI)» definiert?

Das kann nicht in einem Satz beantwortet werden, denn der Begriff «Künstliche Intelligenz» ist sehr weit. Im Allgemeinen geht es darum, den Entscheidungsprozess, der bei Menschen durch ihre Intelligenz durchgeführt wird, wiederzugeben. Dies beginnt bei einfachen Steuersystemen, z. B. wenn eine Figur in einem Computerspiel von A nach B findet, und geht weiter bis zu sehr komplexen Algorithmen für autonomes Fahren oder die Treibstoffberechnung von Raketen.

Warum benötigen wir zu Hause künstliche Intelligenz?

Künstliche Intelligenz erleichtert uns lästige Haushaltsaufgaben. Zum Beispiel Staubsauger- oder Mähroboter, die bei Bedarf bei dir zu Hause oder im Garten arbeiten. Dies bedeutet, dass du nicht mehr selbst staubsaugen oder mähen musst, sondern nur noch kleine Aufgaben übernimmst, die der Roboter noch nicht durchführen kann. Dir wird lästige Routinearbeiten abgenommen, so dass du dich auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren kannst. Momentan liegt der Fokus immer noch beim Komfort. Je besser die Systeme werden, desto mehr werden sie den Benutzer unterstützen. Wir sind allerdings noch nicht so weit, dass die Geräte für uns denken.

Welche Idee steckt hinter dem neuen Backofen der Serie 8 von Bosch mit Künstlicher Intelligenz?

Die Idee dahinter ist es, den Benutzer beim Backen zu unterstützen. Stell dir es so vor: Du hast keine Ahnung, wie man einen Kuchen backt, möchtest aber trotzdem ein köstliches Rezept ausprobieren. Du rührst den Teig und gibst ihn in unseren Backofen, drückst den Startknopf und ab dann verläuft der Backvorgang vollautomatisch. Der Backofen misst den Zustand des Kuchens und die verbleibende Backzeit kontinuierlich. Das ist wichtig, denn es gibt viele Variablen bei Rezepten und der Zubereitung. Zum Beispiel, wenn ich ein altes Rezept habe, beispielsweise für den «Superkuchen» von meiner Oma, dann wurde dieses Rezept für eine vollkommen unterschiedliche Küchenausstattung, für ältere Modelle geschrieben. Heute sind Backöfen leistungsstarke, technische Geräte mit besseren Abdichtungen, was bedeuten kann, dass die Temperaturen und Backzeiten aus der Vergangenheit nicht länger zutreffen - wenn du aber nicht sehr erfahren bist, kannst du das nicht wissen! Wenn der fertige Kuchen nicht lecker schmeckt, innen noch teigig und aussen verbrannt ist, hält dich das in Zukunft vielleicht vom Backen ab. Zeitvorschau hilft dir, ein besserer und sorgenfreierer Bäcker zu sein. Du musst nicht mehr länger den Stäbchentest durchführen oder die Backofentür ständig öffnen, um zu sehen, ob der Kuchen fertig ist. Im Grunde geht es darum, dass das Kochen und Backen mehr Spass macht und für den Benutzer einfacher ist. Wenn wir Menschen dazu verhelfen können, haben wir unser Ziel erreicht.

Wir funktioniert er technisch?

Im Backofen sind viele Sensoren. Je nachdem, was gekocht wird, beispielsweise Teig oder Fleisch, werden unterschiedliche Sensoren verwendet. Sie messen Parameter wie die Temperatur im Garraum, die Feuchtigkeit, die Hitze oder Luftführung. Dahinter steckt ein maschinelles Lernsystem, beispielsweise ein neurales Netzwerk, das gelernt hat, bestimmte Sequenzen solcher Daten zu erkennen und intelligente Vorhersagen zu machen, unter anderem dazu, wie lange der Koch- oder Backvorgang noch dauert.

Kann der Backofen lernen? Wird er mit der Zeit sogar noch intelligenter? Und wenn ja, wie funktioniert das?

Ja, der Backofen ist lernfähig, momentan allerdings nur, was die Vorhersagen betrifft. Wir arbeiten kontinuierlich an weiteren Entwicklungen. Im Prinzip hilft jeder, der den Backofen benutzt, bei der Optimierung der Vorhersage. Wir nehmen die gesammelten Daten, analysieren sie und lassen unsere Maschine im Datencenter kontinuierlich weiterlernen. Der Benutzer bemerkt keine grösseren Änderungen, nur dass der Backofen genauer wird, wenn dasselbe Gericht erneut gekocht wird. Wir lernen auch daraus, wenn du, der Benutzer, etwas ganz besonderes zubereitest. Auf diese Art erweitern wir also kontinuierlich dieses neurale Netzwerk.

Ist es mit diesem Backofen überhaupt noch möglich, dass ein Gericht nichts wird?

Die Sensortechnik befindet sich bereits in der Entwicklungsphase, es sollte also nichts mehr schief gehen. Der Backofen hat viele Tests bestanden und wurde wieder und wieder ausprobiert und geprüft. Dahinter steht ein grosses Team und wir sind stolz auf den Backsensor. Natürlich kann immer mal etwas passieren, ich möchte keine 100%ige Garantie geben. In diesem Fall nehmen wir natürlich gerne Verbesserungen vor.

Werden unsere Küchengeräte eines Tages smarter als wir selbst sein?

Das ist eine coole Frage. Die erste Gegenfrage wäre: Was bedeutet «smarter als wir selbst»? Wenn du sagst, dass du keinen Kuchen backen kannst und einen Backofen hast, der es für dich übernimmt, ist das dann schon smarter als du? Meiner Meinung nach ist das eine philosophische Frage. Wir Menschen sind, wie ich es nenne, «Werkzeug-Tiere». Wir sind intelligente Wesen, die gelernt haben, mit Werkzeugen noch besser zu werden. Ein Auto zum Beispiel ist nichts anderes als ein Werkzeug; eine Verlängerung unserer Füsse. Oder denke an das Internet, welches sozusagen eine Verlängerung unseres Gehirns ist. Mit Künstlicher Intelligenz ist es dasselbe. Sie ist ein Werkzeug, das dich unterstützt.

Wirst du noch in der Lage sein, den Stecker zu ziehen?

Ja, solange es keine kulturelle Veränderung gibt. Aber im Moment ist es wichtig, dass die Menschen verstehen, dass sie immer noch die Kontrolle besitzen. Es wird nicht der Fall sein, zumindest nicht in naher Zukunft, dass sie nichts mehr selbst einstellen können, beispielsweise an ihrem Backofen. Alternativ kannst du unseren Backofen auch manuell steuern und die Temperatur, Zeit, usw. selbst einstellen. Das ist gut so, denn die Künstliche Intelligenz hilft uns, sollte aber nicht allzeit die Führung übernehmen. Es wird immer Menschen geben, insbesondere beim Kochen, die ihre spezielle Vorgehensweise bei einem Gericht haben. Wenn ich gut kochen kann, weiss ich selbst genau, was ich machen muss. Und dann möchte ich ein Gerät, das mich nur dann unterstützt, wenn ich es benutze.

Welche sind die Grenzen der KI? Gibt es Bereiche im Haushalt, die nicht davon betroffen sein werden oder wird die KI irgendwann überall eingesetzt?

Zuerst einmal würde ich überlegen, ob es noch unberührte Bereiche gibt. Selbst Glühbirnen müssen heute nicht mehr von Hand eingeschaltet werden, wir können einen Sprachassistenten dafür benutzen. Da alles smarter wird, hilft es uns, unsere tägliche Arbeit zu erledigen. KI wird in Bereichen mit sensiblen Daten wahrscheinlich begrenzt eingesetzt werden. Haushaltsgeräte sind da weniger ein Problem als beispielsweise autonomes Fahren, wo automatisierte Verfahren ein um einiges grösseres ethisches Problem darstellen, wie beispielsweise bei Unfallsituationen mit Menschenleben.

Sind Verbraucher immer noch skeptisch gegenüber der neuen Technik?

Eindeutig ja. Gemäss einer kürzlich veröffentlichten Studie wurde die Künstliche Intelligenz 2018 in Deutschland nur von 14 % der Bevölkerung akzeptiert. Doch vor allem dank Corona stieg die Akzeptanz in neuester Zeit auf 56 % und international auf 54 %. In der Krise mussten die Menschen viel mehr auf digitale Weise erledigen und dieser Trend verstärkt sich noch. Dies zeigt, wie schnell sich die Dinge ändern können und wie schnell etwas akzeptiert werden kann.

Welche Vision besteht für die Küche der Zukunft?

Die Küche der Zukunft sollte das alltägliche Leben immer stressfreier gestalten, indem Künstliche Intelligenz dazu benutzt wird, Aufgaben zu erledigen oder zu erleichtern. Meine persönliche Sorge ist, dass die Küche Menschen den Spass am Kochen näherbringen sollte, hier sollten sie Dinge ausprobieren und gesund essen. Dabei hilft etwas Unterstützung – wie ein guter Koch, der hinter dir steht und dafür sorgt, dass alles richtig läuft.

Kannst du dir ein Szenario vorstellen, in dem man nicht einmal mehr die Küche betreten muss, um zu kochen, und die Küche alles allein macht?

Das ist absolut denkbar. Sind wir bereit dafür? Nein, noch nicht. Aber natürlich gibt es immer visionäres Denken. Du musst dir nur Bilder aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert anschauen, die zeigen, wie sich die Menschen die Fortbewegung in 100 Jahren vorstellten. Die Menschen haben sich vorgestellt, durch die Luft zu fliegen, beispielsweise auf alten, motorisierten Fahrrädern. Die Welt sieht heute etwas anders aus, aber wir fliegen durch die Luft, in Flugzeugen, die wir nicht selbst antreiben müssen. Somit wird es eine vollkommen autonome Küche bestimmt irgendwann geben. Es wäre interessant zu sehen, wie sie dann aussehen wird.

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